Résumé
Kein anderes Weihnachtslied hat einen vergleichbaren Siegeszug um die Welt angetreten wie "Stille Nacht". Es wird nicht nur in vielen Sprachen dieser Erde gesungen, sondern hat auch zahlreiche Komponisten zu Bearbeitungen inspiriert.
Für sein Chorstück "Stille Nacht" hat Bertold Hummel drei interessante, nicht schwer zu singende Variationen über das Liedthema geschrieben. Zwischen den Musikabschnitten sieht er Lesungen von Texten zur Advents- und Weihnachtszeit vor, so dass eine feierliche Liedmotette für besinnliche Adventsstunden zur Verfügung steht.
Bei den ersten Aufführungen des Stücks in den siebziger Jahren übernahmen zwei berühmte deutsche Schauspieler die Sprecherrolle: Elisabeth Flickenschildt und Heinz Rühmann.
Rezension:
Das Stück, das für den Chor der St. Michaelis-Kirche in Hamburg geschrieben ist, integriert in der ersten Variation einen Sprecher. Über einem Cluster, der sich aus dem ersten Liedmotiv dreimal neu entwickelt, rezitiert er (oder sie) die erste Strophe. Damit ist der Sprecherpart schon erfüllt. In der zweiten und dritten Strophe ist die Liedmelodie vollständig und unverändert zu hören, erst im Alt, dann in Parallelen zwischen Sopran und Tenor. Was man aber von den anderen Stimmen dazu zu hören bekommt, das ist im schönsten Sinne unerhört! Keinerlei harmonischer Zuckerguss, kein Weihnachtskitsch, keine musikalischen Goldlöckchen. Nur eine ganz logische motivische Entwicklung, aus dem pp der zweiten Strophe heraus durch immer weitere Aufteilung der Stimmen in ein ff in der dritten Strophe, in der Ober- und Unterchor parallel geführt sind. Und gerade diese Logik ist so bestechend, die Akkordik, die sich aus der Führung der einzelnen Stimmen ergibt, so erstaunlich neu und doch so, als könne es gar nicht anders sein... Die dritte Strophe endet mit dem Cluster der ersten, der "Nachsatz aus der Ferne" bringt eine ganze "Strophe" nur auf Tonsilben, und führt den Hörer wieder zurück "nach Hause", nach C-Dur. Einziger Wermutstropfen: auch wenn es anders auf dem Titelblatt steht, der Chor ist wirklich in allen Stimmen geteilt, Sopran und Tenor an wichtigen Stellen sogar dreifach, man braucht Bässe, die auf dem tiefen g noch klingen, man braucht Soprane, die ohne Not lange im pp auf dem hohen g verweilen können, man braucht einen wirklich großen Chor dafür. (Stefan Rauh, Musica sacra, September/Oktober 2007)
Schwierigkeitsgrad: 2